Zum Hauptinhalt wechseln

Interview mit unserem Sprecher Hanno Herzler

Interview mit unserem Sprecher Hanno Herzler
  1. Hanno Herzler - Dieser Name ist für den einen oder anderen bereits ein bekannter Name. Stell dich doch trotzdem bitte kurz vor. Wer bist du, woher kommst du und wie lange bist du schon in deinem Beruf tätig?

Ich bin im Schwabenland aufgewachsen, daher haben wir zu Hause ganz normal schwäbisch gesprochen. Durch ein Volontariat beim ERF wurde ich Rundfunk-Redakteur und –Sprecher; Das Studium zum Magister der evangelischen Theologie in Marburg und Tübingen schloss sich an. Als Autor habe ich nebenher auch immer gearbeitet und will jetzt auf diesem Gebiet mehr tun.  

 

  1. Wolltest du schon immer Sprecher werden? Wie bist du dazu gekommen?

Nein.  Als Kind kannte ich gar keine Hörspiele. Wohl aber hat mich Sprache immer fasziniert und herausgefordert. Satirisch und mit spitzer Feder nahm ich als Jugendlicher etwa die Schrullen und Merkwürdigkeiten evangelikaler Gemeinden aufs Korn; die Altvorderen waren davon nicht wirklich amüsiert.

Als ich durch meine Eltern eine von Ostpreußen geprägte Gemeinde besuchte, wo man Hochdeutsch gesprochen hatte, passten wir uns sprachlich an. Später bewarb ich mich, wie gesagt, als Rundfunk-Volontär – es wirkt heute witzig, wieviel Schwäbisch bei dieser Bewerbungs-Kassette in meiner Aussprache noch zu hören war. Es klang ungefähr so, wie heute Uli Hoeneß spricht, der ja auch aus Ulm stammt. Was die Norddeutschen nicht wahrhaben wollen: Er bemüht sich und spricht aus seiner Sicht in der Öffentlichkeit ja längst nicht mehr Schwäbisch, sondern schon ein mindestens 90-prozentiges Hochdeutsch – und die „Preußen“ nehmen nicht einmal wahr, dass er sich Mühe gibt! So fies ist das, wenn sich einer aus dem Dialekt wirklich gutes Hochdeutsch aneignen will: Die andern nehmen immer das wahr, was noch fehlt.

Wir Azubis hatten damals dann in Wetzlar ein gutes Sprech-Training – bei dem gelernten Schauspieler Konrad Straub, einem Schweizer! Der sagte gern: „Lebendigkeit im Vortrag ist wichtiger als Korrektheit!“. Recht hat er. Aber ich wollte beides erreichen.
Sehr bald durfte ich dann Rollen bei Hörspielen übernehmen: Eigentlich musste ich immer den jugendlichen Rebellen geben, der gegen die fundamentalistische Frömmigkeit, die da gelehrt werden sollte, aufbegehrt. Das habe ich in gewissem Rahmen sehr gern gemacht. Nach und nach wurde die Stimme älter und reifer, aber es blieb dabei, dass man mir gern die Rolle des Bösewichts übertrug. Und ich muss zugeben: Das macht mehr Spaß, als den Braven zu mimen.
 😉

In der von mir verantworteten Hörspiel-Serie „Weltraum-Abenteuer mit Dr. Brocker“ bat mich einer der Hauptdarsteller, die im Lauf der Zeit von Kindern zu jungen Erwachsenen herangereift waren, inständig, ich möchte ihn „böse werden lassen“. Das habe ich getan. Nur dass sich seither viele Hörerinnen genauso inständig wünschen, dass er wieder gut werde. Dazu kam es bisher nicht, weil der Verlag die Serie irgendwann nicht fortsetzen wollte, trotz massiver Fan-Proteste. Am Ende scheint‘s manchen frommen Verlagen halt doch nur ums Geld zu gehen …

Dafür öffneten sich vielfältige andere Türen. Persönlich wurde ich dann auch immer öfter als „Stimme Gottes“ eingesetzt. So eng können Gut und Böse also beieinander liegen. ;-) 

Bei den Hörspielen führte ich dann auch nach einer gewissen Zeit Regie; das heißt, ich hatte allen anderen Sprechern Impulse zu geben, wie sie ihre Rolle interpretieren konnten. Weil bei Kinder-Hörspielen naturgemäß auch viele Kinder mitsprachen, lernte ich rasch, sie anzuleiten – zu einigermaßen gutem Hochdeutsch (ich wusste ja jetzt, wie man da hin kommt), vor allem aber zu einer lebendigen, authentischen Darstellung. So erweiterte sich mein berufliches Aufgabenfeld in Richtung Sprech-Training.

 

  1. Wie gestaltet sich deine Arbeit als Sprecher und Sprechtrainer heute?

Es macht mir tatsächlich bis zum heutigen Tag große Freude, junge Talente zu entwickeln oder auch gestandene Sprecher auf den Kurs zu bringen, den eine bestimmte Film- oder Audio-Produktion verlangt. Für gutes Sprechen gilt ein bisschen wie für gutes Schiedsrichtern: Am besten, der Zuschauer oder Zuhörer verschwendet auf dich keinen Gedanken, sondern ist sofort ganz bei der Sache, in deren Dienst du mit deiner Rolle oder Funktion stehst. 

Für meine Schulungs- und Regie-Arbeit ist es übrigens äußerst fruchtbar, immer auch wieder mal unter der Regie anderer zu arbeiten. Das verhindert, dass du abhebst oder deine eigenen Erkenntnisse allzu dogmatisch vertrittst. 

 

  1. Viele Hörer assoziieren deine Stimme mit Kinderhörspielen. Hast du auch für andere Genres eingesprochen?

Das Sprechtraining, das ich gebe, umfasst natürlich beileibe nicht nur Hörspiel! Die Rollen eines „Erzählers“, einer Nachrichtensprecherin oder des Sprechers einer Dokumentation etwa erfordern wieder andere Nuancen und Qualitäten.

Aber ich bin immer auch Autor, Dramaturg und Redakteur, also Optimierer der Texte anderer, gewesen – vielleicht sogar in erster Linie – und hätte gern noch viel öfter die Muße dazu, raffinierte Dialoge, Geschichten oder auch Gedichte zu schreiben. Hier und da habe ich sogar kleine Rollen im Film gespielt.

Ein ganz großartiger Dokumentarfilm kommt zu diesem Weihnachten (2022) bei Hope Media heraus: Es geht um die Entstehung des Liedes „Stille Nacht“, und ich durfte den Dokumentarsprecher geben. Da kannst du neben der erforderlichen Sachlichkeit auch die richtige Dosis Wärme und Gefühl einbringen. Das wiederum ist beim Sprechen für die Montageanleitungen einer Fensterbau-Firma weniger gefragt …

Na ja, und dann etwa das Musical „Federmäppchenhausen“ mit Musik des leider viel zu früh verstorbenen Johannes Nitsch – oder das Monumentalwerk „Merci – Der Graf und die Hugenotten“ mit Musik von Siegfried Fietz, das auf einer wahren Geschichte von 1685 basiert – ich bin ja von meiner hauptsächlichen Ausbildung her Magister der evangelischen Theologe mit Schwerpunkt Kirchengeschichte –, das wir unter der Regie von Dr. Ernst Engelbert am Originalschauplatz, der Burg Greifenstein, auf die Bühne gebracht haben, und das in unserer Region begeisterten Widerhall fand.

Darin spielte ich – natürlich – den Protagonisten des Bösen. Auch der großartige Eckart zur Nieden trat darin auf, als Maler, der dem Grafen sein neuestes Gemälde vorstellen will, aber immer zur Unzeit kommt … bis er es am Ende gar nicht glauben kann, als man sein Bild wirklich sehen will. Für zunächst geplante acht Aufführungen hatte ich da übrigens den Ehrgeiz, dass er jedes Mal ein anderes echtes Gemälde präsentiert, und so animierten wir die echten Maler der Gegend, aktiv und kreativ zu werden. Es entstanden nicht weniger als 22 Werke dafür! Die wurden nachher versteigert, und eins davon bekam ich selbst geschenkt. Das hat mich vor Freude sprachlos gemacht. Der Gewinn des Projekts, eine hohe fünfstellige Summe, floss übrigens in die Kasse der politischen Gemeinde Greifenstein, die davon Schotter für eine Zufahrtsstraße gekauft hat. So viel dazu, wie auf dem deutschen Land Kultur wertgeschätzt wird …

Auf der Bühne stand ich auch bei der wunderbaren Mirjana Angelina. Sie als Sarah, die dem Abraham – also mir – von der Güte Gottes vorschwärmt, dass er ihr im hohen Alter Isaak, ihr Herzblatt, geschenkt hat, während ich schon weiß, dass Gott von mir erlangt, unseren Sohn zu opfern … Was für eine Autorin, die der biblischen Erzählung eine solch tiefe innere Dramatik entlockt!

Für den Weg zur Opferung des Knaben – der von einem sehr netten, fröhlichen Mädchen gespielt wurde – gab sie mir als Anweisung: „Du willst da nicht hin – aber es ist, als hätte Gott in der Mitte deiner Brust eine Schnur befestigt, an der er dich vorwärts zieht …“ DAS ist gute Regiearbeit!

 

  1. Welches deiner vergangenen Projekte hat dir besonders viel Freude gemacht?

Besagte Weltraum-Abenteuer-Serie! Wenn es irgendeinen Weg gäbe, sie weiterzuführen: Ich würde es tun. Und natürlich die Serie „Andy Latte“. Da geht’s um Fußball. Selbst echte Profispieler wie Cacau, der 2010 sogar ein WM-Tor für Deutschland schoss, und Marcelo Bordon haben daran dann mitgewirkt und offenbar viel Spaß gehabt.

Aber auch „Blauhimmel“, ein ebenso mythisches wie episches, mehrstündiges Werk von Eva Paul, war grandios – sie hat mich gehört und wollte mich unbedingt in der Stimme Eloahs, also Gott-Vaters, haben – auch wenn ich noch nicht ganz so alt bin wie Er, gepriesen sei Er. Oder dann diese wunderbar leichte Hörspiel-Serie von Eduard Janzen zum „Ausbilderschein24“, wo auf spielerisch-humorvolle Art alles Wissen vermittelt wird, das man zum Erwerb der Ausbilder-Lizenz braucht, und das ist eine ganze Menge! Jedes für sich ein herrliches Projekt.

 

  1. Wie bist du beim Permission Verlag gelandet und in welchen Hörbüchern vom Permission Verlag können wir deine Stimme hören?

Mit dem Gründer und Geschäftsführer Thomas Hamm kam ich über das gemeinsame Ziel, gut zu sprechen, in Kontakt.
Für den Permission Verlag habe ich bisher “Berufung - eine neue Sicht für unsere Arbeit” (Timothy Keller) und “Aber bei dir ist Licht” (Dietrich Bonhoeffer) eingesprochen. Weitere Hörbücher sind in Arbeit, wie zum Beispiel “Hoffnung in Zeiten der Angst” (von Timothy Keller). (Hier geht´s zu den Hörbüchern)

 

  1. Was machst du am liebsten in deiner Freizeit?

Nenn es Glück oder Unglück: Als Freiberufler geht es mir so, dass letztlich aus allem auch „Arbeit“ wird. Oder „Auftrag“? Etwa meine Passion, professionell Portraitfotos zu schießen.

Na ja, Schwimmen, Radfahren und in der Sonne liegen – diese Hobbys will ich mir zum wirklichen Abschalten bewahren. Auf diesen Gebieten besteht aber auch keinerlei Gefahr, dass ich mit den guten Leuten irgendwie mithalten könnte …

 

Vielen Dank lieber Hanno für diesen Einblick in dein außergewöhnliches Berufs-/Leben. Es ist spannend zu sehen, wie Gott dich führt und geführt hat. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wünschen dir Gottes Segen für deinen Dienst, deine Passion und dein ganz privates Leben!

Kommentare

Hinterlassen Sie den ersten Kommentar.
Alle Kommentare werden vor der Veröffentlichung moderiert.