
Business und die Ortsgemeinde
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In den letzten Jahren haben viele Gemeinden beliebte Business- und Führungspraktiken übernommen, um ihre Abläufe effizienter zu gestalten. Diese Praktiken haben ihnen geholfen, stärkere Verwaltungsstrukturen und bessere Führungsgewohnheiten zu entwickeln. Sie haben die Gesamteffizienz ihrer Organisationsstruktur gesteigert.
Allerdings gibt es einen Trend, der zwar gut gemeint und auch spürbar ist, aber möglicherweise nicht so hilfreich wie gewünscht. Dieser Trend scheint das Ergebnis davon zu sein, dass eine reichhaltige Ekklesiologie durch Pragmatismus ersetzt wird, um mehr Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Dabei legen Gemeindeleiter in der Regel mehr Wert auf Leiterschaft und Pragmatismus als auf theologische Bildung, was unbeabsichtigte Folgen haben kann, die vielleicht unscheinbar aber geistlich bedeutsam sind.
Effektive Führungs- und Geschäftspraktiken sollten in lokale Gemeinden integriert werden, jedoch nicht auf Kosten einer soliden, biblischen Ekklesiologie. Die Gemeinde als Ganzes hat ein gottgegebenes Design und einen gottgegebenen Zweck, und jeder menschliche Versuch ihre Kernmerkmale und -praktiken zu verändern – egal wie gut gemeint –, wird ihr letztendlich schaden.
Hier sind drei Dinge, die Führungskräfte und Praktiken aus der Wirtschaft für Gemeinden tun können, gefolgt von drei Dingen, die sie nicht tun können.
Geschäftsleute verfügen über Fähigkeiten, die für den Leib Christi von großem Nutzen sein können, und Pastoren sollten nach Möglichkeiten suchen, diese Führungskräfte in ihren Gemeinden zu stärken.
Erstens können Geschäftsleute lokale Gemeinden im weisen Umgang mit Finanzen unterstützen. Viele Pastoren haben keine formale Ausbildung in diesem Bereich (sie sind nicht Experten auf jedem Gebiet), und Männer und Frauen in der Gemeinde, die fundierte Ratschläge geben können, sind wertvoll. Diese Personen sollten konsultiert werden, damit die Fachkenntnisse, die Gott ihnen gegeben hat, zum Dienst an der Gemeinde und zur Förderung des Reiches Gottes genutzt werden können. Pastoren können auf diese Weise eine offene Tür für Wachstum schaffen, wenn sie demütig sind und auch anderen Gehör schenken.
Zweitens sind erfolgreiche Geschäftsleute oft erfahren in organisatorischer Führung. Sie wissen, wie man Systeme aufbaut, die maximale Effektivität erzielen, und hier bietet sich für Gemeinden eine Chance, davon zu profitieren. Diese Männer und Frauen können dabei helfen, Verwaltungsstrukturen zu stärken, damit einzelne Dienste effizienter arbeiten können. Führungskräfte können Gemeinden dabei unterstützen, in den Bereichen Pünktlichkeit, soziale Intelligenz, Gastfreundschaft oder Netzwerkarbeit zu wachsen. Diese Fähigkeiten werden einen großen Dienst leisten.
Schließlich können Geschäftsleute den Einfluss lokaler Gemeinden am Arbeitsplatz erhöhen. Eine der Aufgaben jeder Gemeinde ist es, Wege zu finden, um über die eigenen vier Wände hinaus tätig zu werden. Das Leben innerhalb der eigenen Wände ist wichtig, aber was außerhalb geschieht, ist noch wichtiger. Geschäftsleute sind bereits in der Gesellschaft integriert und können eine große Hilfe sein, um Gemeinden dabei zu helfen, mit den Menschen in ihrer Umgebung in Kontakt zu treten. Von der Vernetzung bis hin zur Bereitstellung von Räumlichkeiten für den Dienst der Gemeinden können Geschäftsleute und ihre Immobilien wichtige Ressourcen sein.
Es ist auch wichtig zu betonen, dass die Gemeinde nicht einfach nur ein weiteres Unternehmen ist. Sie wie ein gewöhnliches Unternehmen zu behandeln, in dem Gewinne und Zahlen das A und O sind, ist höchst problematisch und schränkt ihre Fähigkeit ein, sich gemäß ihrem von Gott gegebenen Plan zu entfalten. Führungskräfte aus der Wirtschaft und ihre Empfehlungen können nur bis zu einem gewissen Grad helfen; hier sind ihre Grenzen.
Erstens kann geistliches Wachstum nicht manipuliert oder beschleunigt werden. Es bedarf effektiver Verwaltungsstrukturen, um das geistliche Wachstum in kleinen Gruppen, Kreisen und anderen Angeboten zu fördern, aber der Prozess des geistlichen Wachstums braucht Zeit und kann nicht beschleunigt werden. Wenn biblische Praktiken im Namen des Pragmatismus beschleunigt werden, hat dies negative Folgen.
Zweitens können Führungskräfte und ihre Praktiken die Sakramente nicht ersetzen. In vielen protestantischen Kreisen werden vor allem zwei Sakramente betont: die Taufe und das Abendmahl. Man kann eine Menge über das Selbstverständnis einer Gemeinde erkennen, wenn man beobachtet, wie sie mit diesen Sakramenten umgeht.
Es ist zu beobachten, dass viele Gemeinden das Abendmahl aufgrund von Zeitvorgaben (ein 60-, 75- oder 90-minütiger Gottesdienst) beschleunigen. Diese Zeitvorgaben sind zweifellos gut gemeint, aber wenn zwei der wichtigsten Praktiken einer lokalen Gemeinde im Schnellverfahren abgehandelt werden, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass die Schwerpunkte falsch gesetzt sind. Wir brauchen die Sakramente und können es uns nicht leisten, sie im Namen des Pragmatismus zu opfern.
Schließlich können Führungskräfte aus der Wirtschaft und ihre Praktiken den Bedarf an pastoralen Theologen in lokalen Gemeinden nicht ersetzen. Immer mehr Pastoren verspüren den Druck, die neuesten Führungsbücher lesen zu müssen, um relevant zu bleiben. Gleichzeitig wird wenig Wert auf Theologie, Kirchengeschichte oder Ekklesiologie gelegt. Ihre Hauptaufgabe besteht jedoch nicht darin, CEOs zu sein, sondern lokale Hirten, die sich mit dem Wort Gottes und seiner Anwendung auskennen und darin geübt sind.
Bücher über Leiterschaft, die von Unternehmens- und Geschäftsmodellen geprägt sind, sind aufschlussreich. Dennoch können sie kein Ersatz für biblisch und theologisch fundierte Lektüre sein, die Pastoren dazu befähigt, ihren Gemeinden gut zu dienen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gute Geschäftspraktiken gut für Gemeinden sind. Führungskräfte aus der Wirtschaft helfen ihnen, finanzielle Weisheit zu praktizieren, Verwaltungsstrukturen zu verbessern und Beziehungen zu ihrem lokalen Umfeld aufzubauen. Pastoren sollten nach Möglichkeiten suchen, diese Männer und Frauen in ihren Arbeitskreis einzuladen, damit ihre Gaben zum Aufbau des Volkes Gottes genutzt werden können.
Solide Wirtschaftsmethoden sind zwar ein großer Gewinn für den Leib Christi, aber wir können es uns nicht leisten, dass sie die von Gott gegebene Natur und Gestalt der Gemeinde verändern. Noch einmal: Die Gemeinde ist der Leib Christi und daher nicht nur irgendein gemeinnütziger Verein. Die neuesten Trends in Sachen Leiterschaft und Wirtschaft dürfen niemals Vorrang vor den wesentlichen Funktionen und der Berufung der Gemeinde haben. Um eine alte Phrase zu bemühen: Die Welt braucht eine Gemeinde, die Gemeinde ist.
Joshua Nangle
Joshua Nangle ist Director of Operations und Lehrbeauftragter an der School of Divinity der Regent University. Er hat einen Master of Divinity und einen Doctor of Ministry von der Regent School of Divinity und ist vor allem mit einer wunderbaren Frau, Hadassah, gesegnet. Gemeinsam engagieren sie sich in ihrer Ortsgemeinde. Josh empfindet es als Ehre, an der School of Divinity zu arbeiten, wo Männer und Frauen darauf vorbereitet werden, die Botschaft des Evangeliums in die ganze Welt zu tragen.
Dieser Beitrag erschien beim Institute for Faith, Work & Economics. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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